Zuletzt aktualisiert am 3. November 2023 um 9:00
Die Moritzburg bei Dresden war Drehort von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ – einem Film, der auch mir persönlich viel bedeutet. Ihm widmet das Schloss jedes Jahr im Winter eine Ausstellung. Dort gibt es Originalkostüme und Requisiten zu sehen und Besucher lernen die Umstände der Dreharbeiten kennen. Ein Besuch. Dazu: Wissenswertes über Drehorte in Tschechien, das berühmte Lied zum Film und seine Schauspieler und Schauspielerinnen.
„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“: Kultfilm von 1973
Jahr für Jahr läuft „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ etliche Male im deutschen Fernsehen. Mindestens einmal werde ich auch in diesem Winter daran hängen bleiben. Wie jedes Jahr. Seit ich denken kann.
Die tschechisch-ostdeutsche Koproduktion von 1973 liegt mir am Herzen, und das nicht etwa, weil ich Fan von kitschigen Märchenfilmen bin oder weil mich die Geschichte des Mädchens, das buchstäblich wie Phönix aus der Asche steigt, so sehr rührt – dafür habe ich sie viel zu oft gesehen. Der Grund ist ein anderer: Der Film verbindet mich auf wundersame Weise mit meiner Familie.
Wenn „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ läuft, bin ich wieder zehn Jahre alt und sitze mit den Frauen der Familie auf dem Sofa im Wohnzimmer meiner Großeltern in Greifswald. Im Schein der Lichterkette am sorgfältig mit Bleilametta geschmückten Weihnachtsbaum schauen wir zu, wie Aschenbrödel das Herz des Prinzen gewinnt und das Gute über das Böse siegt. Meine Oma, meine Mutter und meine Tante haben den Film schon zu Ostzeiten geliebt und lächeln seelig.
Mein Opa kommt durch die Tür, sein Blick fällt auf den Röhrenfernseher. „Och nee, guckt ihr schon wieder Hasenbrödel?“, sagt er in gespielter Entrüstung. Und dann lässt er sich doch in den Sessel fallen und einlullen von den Bildern dieses Märchens. Und von seiner Musik.
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„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“: Drehort Schloss Moritzburg
Diese Melodie, die einen nicht mehr loslässt, sie erklingt auch in den Räumen und Gängen auf Schloss Moritzburg. Das barocke Jagdschloss ist einer von vier Drehorten von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Jedes Jahr im Winter widmet das Schloss dem Kultfilm eine Ausstellung. Ich habe sie gleich am Eröffnungstag besucht, an einem Samstag Mitte November, als der Wind die letzten Blätter von den Bäumen holte.
Viele der Gäste kamen aus Tschechien, wo „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ mindestens genau so beliebt ist wie hier. Konsequent stehen die Erklärungen auf allen Schildern in deutscher und tschechischer Sprache. Zu sehen gibt es Szenen-Nachbildungen, Originalkostüme und Replikate, Requisiten und Filmplakate. Und an verschiedenen Stellen begegnet einem Aschenbrödels Rätsel:
Dazu ist die Ausstellung reich an Infos zur Entstehungsgeschichte und Anekdoten zum Dreh des Märchenfilms. Und die sind mitunter ernüchternd: Zum Beispiel lag damals, genau wie am Tag meines Besuchs, noch überhaupt kein Schnee. Im kleinen schlosseigenen Kinosaal erzählt Hauptdarsteller Pavel Trávníček auf der Leinwand, dass die weißen Landschaften im Film aus Kunstschnee und Styropor bestanden – und man diverse Szenen wiederholen musste, wenn der Wind das Gemisch mal wieder völlig durcheinanderwirbelte.
Der Drehort Moritzburg stank fürchterlich
Auch Fischmehl wurde auf und um Schloss Moritzburg als Schneeersatz verwendet – mit dem Ergebnis, dass der Drehort ganz fürchterlich stank.
Die Ballszene wurde nicht auf Schloss Moritzburg gedreht, sondern in den Babelsberger Filmstudios in Potsdam. Und wer genau hinsieht, wird feststellen, dass es sich bei Nikolaus nicht durchgehend um dasselbe Pferd handelt: Ungünstigerweise brach während der Dreharbeiten die Maul- und Klauenseuche aus. Die Crew durfte den Original-Nikolaus daher nicht über die tschechisch-deutsche Grenze bringen und musste ein anderes Pferd beschaffen.
Nach dem Rundgang landet man schließlich vor der Treppe, auf der sich die Schlüsselszene des Märchens abspielt: Die, auf der Aschenbrödel beim überstürzten Verlassen des Balls ihren Schuh verliert. An dieser Stelle steht heute eine bronzene Skulptur des Schuhs, dahinter ein hüfthohes Geländer, das unachtsame Besucher davor schützt, drüber zu stolpern.
Wer jetzt noch nicht genug hat, kann den Drehort Schloss Moritzburg in einer Kutsche umrunden. Oder einfach „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ zu Weihnachten zu Hause schauen. Er läuft übrigens auch rund um die Uhr bei Netflix.
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3HfA: Infos zur Ausstellung am Drehort Schloss Moritzburg 2021
- Schloss Moritzburg liegt nördlich von Dresden und ist mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln von dort in weniger als 50 Minuten zu erreichen. Wer Wert auf eine besondere Anreise legt, kann mit der historischen Schmalspurbahn „Lößnitzdackel“ von Radebeul bis Moritzburg fahren. Preis pro Strecke: 7 Euro. Nur echt mit viel Qualm und Dampflock-Sound!
- Die Winterausstellung am Drehort von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ läuft in der Regel immer von Mitte November bis Ende Februar des Folgejahres. 2023 startet sie am 22.11. und soll bis 25.02.2024 geöffnet bleiben.
- Der Eintrittspreis beträgt 12 Euro pro Person und 10 Euro ermäßigt.
- Mehr Infos gibt es i. d. R. auf der Webseite des Schlosses, Tickets kann man dort ebenfalls vorab kaufen. Das ist auch ratsam, denn die Ausstellung ist in der Regel gut besucht und der Einlass wird nach bestimmten Zeitfenstern geregelt.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel: Mehr über den Weihnachtsfilm
Wie schon erwähnt ist der Film eine tschechisch-ostdeutsche Koproduktion und hat im heutigen Tschechien ebenso viele Fans wie bei uns in Deutschland. Er basiert auf der Aschenputtel-Version der Gebrüder Grimm von 1819 sowie auf dem davon abgewandelten Kunstmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ der tschechischen Schriftstellerin Božena Němcova, das zwischen 1842 und 1845 entstand. Regie führte Václav Vorlíček, ein tschechischer Filmregisseur. Das Drehbuch stammt von dem tschechischen Dramaturg und Drehbuchautor František Pavlíček. Von Drehorten über Schauspieler und Schauspielerinnen bis hin zur Filmmusik hat Tschechien viele weitere entscheidende Anteile an der Entstehung des beliebten Märchenfilms.
Drehorte in Tschechien
Viele verbinden mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Schloss Moritzburg und die Babelsberger Filmstudios, viele Szenen des tschechisch-ostdeutschen Films entstanden aber auch in Tschechien. Und genau wie Schloss Moritzburg sind die tschechischen Drehorte eine Reise wert.
Auf tschechischer Seite wurde im Böhmerwald, in den Filmstudios Barrandov in Prag sowie im Wasserschloss Švihov (deutsch Schwihau) gedreht. Die Burg Švihov stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie befindet sich in der Stadt Švihov im Bezirk Okres Klatovy. Als Drehort für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ dienten die Wirtschaftsgebäude der Vorburg. Und: Auch auf Schloss Švihov gibt es eine Dauerausstellung zum Film.
Das Lied aus dem Film
Auch die Filmmusik stammt von einem tschechischen Komponisten, nämlich von Karel Svoboda. Während der Soundtrack und auch die Titelmelodie von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Deutschland instrumental gehalten war, sang in der tschechischen Originalversion Karel Gott einige der Stücke. Später gab es die Titelmelodie auch als Single mit Text. Ende 2008 kam eine englische Variante des DJs Shaun Baker und der Sängerin Maloy auf den Markt („Could You, Would You, Should You“). 2009 erschien das Lied in einer deutschen Version mit dem Titel „Küss mich, halt mich, lieb mich“, interpretiert von Ella Endlich.
Die Schauspieler und Schauspielerinnen
Die beiden Stars des Films, Libuše Šafránková in der Rolle des Aschenbrödel und Pavel Trávníček als Prinz, kommen beide aus Tschechien. Libuše Šafránková war beim Dreh gerade einmal 19 Jahre alt, Pavel Trávníček 22. Pavel Trávníček konnte nicht reiten und sprach bei den Dreharbeiten noch mit einem so starken mährischen Akzent, dass man nicht nur die deutschen Schauspieler:innen, sondern sogar ihn für die tschechische Fassung synchronisierte. Übrigens: Libuše Šafránková und Pavel Trávníček gaben neun Jahre nach „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ noch einmal ein Liebespaar vor der Kamera, nämlich in dem Märchenfilm „Der dritte Prinz“.
Die Stiefmutter, der König und die Königin wurden von deutschen Schauspieler:innen verkörpert. Carola Braunbock, die die Stiefmutter spielte, war allerdings in der damaligen Tschechoslowakei geboren worden. Karin Lesch, die „Königin“ war in Zürich geboren worden, aber als Jugendliche mit ihrer Mutter, einer überzeugten Kommunistin, in die DDR gezogen. Rolf Hoppe, der für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in die Rolle des Königs schlüpfte, war einer der beliebtesten Schauspieler der ehemaligen DDR und auch nach der Wende regelmäßig im deutschen Fernsehen, unter anderem in mehreren Filmen der Tatort-Reihe, zu sehen.
Drei Nüsse für Aschenbrödel: Was machen die Schauspieler:innen heute?
Pavel Trávníček, der den Prinzen spielte, ist bis heute vor der Kamera und auf der Theaterbühne aktiv. Er gründete 1997 sein eigenes Theater, das Skelet in Prag. Trávníček arbeitet außerdem als Synchronsprecher. Er ist in vierter Ehe verheiratet und hat zwei erwachsene und einen 2016 geborenen Sohn. Libuše Šafránková, die das Aschenbrödel spielte, war auch nach dem Märchenfilm als Schauspielerin erfolgreich. Zunächst wirkte sie in weiteren Märchenfilmen mit, 1996 spielte sie aber auch die Hauptrolle in dem tschechischen Drama „Kolya“, der einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt. 2015 wurde bekannt, dass die Schauspielerin an Lungenkrebs leidet. Bei einer OP musste ein Fünftel ihrer Lunge entfernt werden, in einem Interview aus dem Jahr 2016 sagte sie, sie habe alles gut überstanden und es gehe ihr gut.
Rolf Hoppe (der König) wirkte in mehr als 400 Filmen mit. Er starb am 14. November 2018 in Dresden im Alter von 87 Jahren. Carola Branbock, die Stiefmutter, war bereits 1978 mit nur 54 Jahren verstorben. Karin Lesch, die die Königin verkörperte, zog sich schon bald nach den Dreharbeiten zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ aus dem Filmgeschäft und der Öffentlichkeit zurück.
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Warum ist eine Unterbrechungen der filmvorfuhrung in der Weihnachtszeit bin extra wegen dem nach Dresden gekommen
Das kann ich Ihnen leider nicht sagen und es tut mir leid! Dieser Blogpost über die Ausstellung ist aber leider der falsche Ort für Ihre Frage.