Zuletzt aktualisiert am 10. September 2023 um 19:52
Es geht los: Über den Aufbruch zu einer lang herbeigesehnten Reise – und die unbändige Vorfreude unterwegs im Flugzeug.
„Wer das Glück hat, mit einem Flugzeug über die Gletscher zu fliegen und die Massen an Eis aus der Luft zu sehen, der kann sich schlichtweg nicht vorstellen, dass es eines Tages tatsächlich so weit sein soll, dass das endlos scheinende Eis wegschmilzt …“ Ich lese diese Zeilen über Grönland in einem Reisemagazin, und zwar: Während. Ich. Mit. Einem. Flugzeug. Über. Grönland. Fliege.
Mein Herz geht auf. „80 Prozent von Grönland liegen unter einer Eisschicht, die bis zu 3400 Meter dick ist“, steht in der Zeitschrift in meinem Schoß, ich schaue aus dem Fenster, hinab auf Grönland, mache Fotos und bin dankbar, dass mein Sitznachbar mir gleich beim Boarding seinen Fensterplatz angeboten hat. Nein, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass all dieses Eis eines Tages wegschmilzt, und ja, ich habe hier und jetzt das Glück, das unbeschreibliche Glück, mit einem Flugzeug über die Gletscher zu fliegen.
Visum besorgt, Zweifel beseitigt
Und dann wird mir klar: Ich habe selbst dafür gesorgt. Indem ich mich entschieden habe, nach Kanada zu gehen. Indem ich über zwei Jahre lang Geld gespart habe. Indem ich mich um Visum, Zwischenmieterin, Arbeitserlaubnis, Flug und Krankenversicherung gekümmert habe. Indem ich meinem Chef im Februar mit hochrotem Kopf mitgeteilt habe, dass ich keinen neuen Vertrag unterschreibe. Indem ich die Zweifel, die Ängste beiseite geschoben und auf mein Herz gehört habe.
Das aufblasbare Nackenkissen bleibt in der Handtasche, ich bin zu aufgeregt zum Schlafen. Es wird ohnehin nicht Nacht auf meinem Flug, weil ich der Dunkelheit davonfliege. Ich denke an meine Mutter, die am Bahnsteig geweint hat und am Telefon auch. „Es geht mir gut, Mama“, will ich ihr sagen, „ich bin glücklich.“ Ich weiß genau, dass sie kein Auge zumacht, bis ich mich nach der Landung bei ihr melde. Ich denke an meine Freunde, mit denen ich gestern noch Scharade gespielt habe. Ich glaube, sie sind stolz auf mich.
Die Schulter schmerzt vom Rucksacktragen, die Knie auch, ich kann die Beine nicht ausstrecken. Aber das Herz, das tanzt, weil ich das Richtige getan habe, und als ich das begreife, im Flugzeug über Grönland, da könnte ich losheulen vor Glück.
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Wie schön! Schön, dass Du bei mir kommentiert hast und schön, dass ich Dich so gefunden habe. Ein Blog für mich. :) Und wie toll: Kanada! Das muss so schön sein und wäre nach Grönland und Svalbard mein nächstes Traumziel. Deine Geschichte erinnert mich übrigens daran, wie ich das erste Mal (bewusst) über Grönland flog, genauer: Ich war auf dem Weg nach Grönland, mit einer relativ kleinen gecharterten Maschine. Irgendwann gucke ich runter und sehe diese wuuuuuuuunderschönen Eisschollen und diese wunderschöne und sehr wilde, weiße Küste. Und ich frage die Flugbegleiterin: Ist das Island? Die zuckt etwas gelangweilt mit den Schultern, da… Read more »
Danke, Inka. Du warst also schon in / auf Grönland? Und Kanada: Oh ja, bitte, nur zu. Ich habe neun Monate dort verbracht und kehre bestimmt eines Tages zurück.