Zuletzt aktualisiert am 5. April 2023 um 13:57
Zehn Monate habe ich mit einem Work-and-Travel-Visum im kanadischen Vancouver Sehenswürdigkeiten besucht, Ausflüge unternommen, die entspannte Atmosphäre und die atemberaubende Natur rund um die wunderschöne Pazifik-Metropole genossen. Eine Geschichte zum Abschied. Und gleich darunter findest Du meine persönlichen Empfehlungen und Tipps für lohnenswerte Touren und Highlights in Vancouver – auch für Regentage.
Vancouver: Abschied von einer Traumstadt
„Du kennst die Winter hier noch nicht.“ Manchmal klang der Satz wie eine Drohung. Andauernd bekam ich ihn letzten Sommer zu hören, immer wenn ich – neu in der Stadt und frisch in sie verliebt – von Vancouver schwärmte. Er kam von Freunden, die schon länger hier lebten. Die Winter seien so deprimierend, waren sie sich einig. Dauergrau von November bis März. Nicht zum Aushalten nass.
Seawall in Vancouver: Joggen, Radeln, Skaten
Daran muss ich denken, als ich zum letzten Mal auf der Seawall spazieren gehe, immer am Wasser entlang, Richtung Stanley Park. Ein Sonntagnachmittag im Februar. In zwei Wochen reise ich ab, zehn Monate Work and Travel in Vancouver liegen hinter mir. Fast wünschte ich, das mit dem Regen hätte gestimmt – dann fiele der Abschied mir leichter.
Aber dieses Jahr ist alles anders. Dieses Jahr ist der Winter in Vancouver weder nass noch grau. Er ist nämlich schlichtweg ausgefallen. Schon vor Wochen fingen die ersten Kirschbäume an zu blühen, inzwischen sind die Straßen im West End – meinem Kiez – auf voller Länge rosa gesäumt. Wir haben 13 Grad, der Pazifik glitzert still und die Menschen, die mir entgegenkommen, tragen Sonnenbrillen statt Regenschirme.
Wie oft ich die Seawall wohl entlanggelaufen bin? Man geht ja häufiger spazieren, wenn man den Strand vor der Haustür hat, habe ich festgestellt. Einmal mehr staune ich, dass so viele Leute hier nicht einfach nur flanieren. Vancouverites sind sportverrückt. Joggende Menschen, deren Wasserflaschen wie Schusswaffen im Gürtel stecken, laufen Slalom um Passanten und ihre angeleinten Hunde. Auf der Fahrrad- und Skatespur ist der Verkehr teilweise stockend. Unten am Ufer sind ein paar Frauen in ihre Yoga-Übungen vertieft, sechs Hintern strecken sich mir entgegen, als ich vorübergehe. Neben ihnen macht ein Mann im Strandsand Sit-Ups, die Fußsohlen hat er gegen einen liegenden Baumstamm gestützt.
English Bay: ein letztes Mal auf den Pazifik schauen
An der English Bay setze ich mich auf die einzige freie Bank und lasse den Blick schweifen. Fühlt sich jedes Mal wie Urlaub an. Die Berggipfel zur Rechten sind nur fleckchenweise weiß. Es will einfach kein Schnee fallen. Cypress Mountain haben sie deshalb, zum Ärger vieler Snowboarder mit Jahreskarte, schon geschlossen. Die Schiffe am Horizont liegen wie immer ganz still, als ankerten sie dort nur, damit jemand hier sitzen und sie in Ruhe malen kann. Möwen schreien. Von links wehen die Anfeuerungsrufe der Beachvolleyballer herüber. Die Jungs spielen oberkörperfrei. Hoffnungslos blinzele ich gegen die Sonne an und schließe irgendwann die Augen. Ich spüre die Wärme auf den Lidern.
Und dann: lächeln. Ich kann gar nicht anders. Lächeln und Kribbeln im Bauch.
Die Sonne wirft ihr Licht auf meine vergangenen zehn Monate in Kanada. Wie richtig es war, das hier durchzuziehen. Wie viel ich hier in Vancouver, dieser Traumstadt, geschafft, gelernt und erlebt habe! All das sehe ich jetzt ganz klar.
Als ich die Augen wieder öffne, strahlt mich ein kleiner Junge an. In der einen Hand hält er ein Eis, die andere umklammert die Hand seiner Mama. Sie steuern den Platz neben mir auf der Bank an. Ein Eis, das wär’s jetzt, denke ich. Ich stehe auf, mache ein paar Fotos und schaue ein letztes Mal an der English Bay aufs Wasser.
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Vancouver Sehenswürdigkeiten: Meine Highlights
Der obige Text ist eine Geschichte, der Informationsgehalt entsprechend gering. In zehn Monaten habe ich natürlich viel in Vancouver und Umgebung unternommen und kann daher auch mit ganz handfesten Tipps für einen Besuch dienen. Hier kommt also meine Auswahl an Sehenswürdigkeiten in Vancouver, die sich wirklich lohnen.
Stanley Park: Natur pur in der Stadt
Kein Wunder, dass der Stanley Park vor einigen Jahren von den Nutzer:innen einer großen Reise-Plattform um schönsten Stadtpark der Welt gewählt wurde. Er ist mit vier Quadratkilometern auch der größte in ganz Kanada und man kann ihn in wenigen Minuten von Downtown Vancouver aus erreichen. Er bietet üppigen Regenwald mit Hemlocktannen, Riesenlebensbäumen und Douglasfichten, dazu etwa 500 Tierarten, zwei Seen – „Lost Lagoon“ und „Beaver Lake“ – und insgesamt mehr als 27 Kilometer Wanderwege mitten durch den Wald. Man kann ihn zu Fuß oder auf einem Fahrrad (Leihstationen gibt es in der Nähe, in der Denman Street) auf der Seawall, Vancouvers berühmter Ufermauer, umrunden. Im Stanley Park befindet sich der Third Beach, darüber hinaus grenzt der Park an den Second Beach, wo es übrigens auch einen ganz guten Outdoor-Pool gibt.
Totempfähle im Stanley Park
Am Brockton Point, dem östlichen Ende des Stanley Parks, stehen neun Totempfähle, die an die ehemaligen Bewohner der Region erinnern. Schon vor 3000 Jahren, lange bevor Weiße sich ansiedelten, haben sich Angehörige der First Nations in British Columbia niedergelassen. Die Totem Poles sind heute angeblich sogar die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten in British Columbia. Sie stammen von verschiedenen Stämmen der First Nations der Südwestküste. Einige der aufwändig geschnitzten Totempfähle sind Originale, bei einigen handelt es sich um Nachbauten.
Granville Island: Kunst und Schlemmen
Vom Stanley Park bzw. vom angrenzenden Stadtteil West End kann man gut einen Abstecher nach Granville Island unternehmen. Granville Island ist eine Halbinsel, die der Stadt einst als Industriegebiet diente, heute aber jede Menge Kunsthandwerk, Märkte und gute Restaurants zu bieten hat. Ein Muss ist ein Gang über den (überdachten) Public Market, wo kulinarisch kein Wunsch offen bleibt. Von Fisch über Käse bis Gebäck gibt es alles und man kann viele Snacks direkt vor Ort probieren.
Vom Sunset Beach aus kann man sich mit einem sogenannten AquaBus in wenigen Minuten über den False Creek nach Granville Island übersetzen lassen. Wer aus Richtung Downtown kommt, nimmt die Buslinie 50 über die Granville Bridge.
Gastown mit Steam Clock
Mitten im Zentrum gelegen kommt wohl jede:r Besucher:in durch Vancouvers schick restaurierte Altstadt namens Gastown. Hier säumen viktorianische Gebäude, Laternen und Blumenkübel die Straßen. Hübsche Restaurants, Boutiquen und Souvenirläden reihen sich aneinander. An ihnen vorbei zu flanieren macht Spaß, auch wenn das Viertel ausgesprochen touristisch ist. In Gastown steht auch eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Vancouver: die Steam Clock. Alle Viertelstunde lässt die weltweit erste dampfbetriebene Uhr Dampf ab und pfeift dazu. Der gepflegte Altstadtkiez Gastown grenzt – viele sind dann vor Ort überrascht – direkt an die East Hastings Street, eines der größten Drogenviertel Nordamerikas.
Coal Harbour und Canada Place
Wunderschön ist auch die Gegend um den Hafen. Der Uferbereich entlang dem Burrard Inlet vom Stanley Park bis zum Canada Place nennt sich Coal Harbour. Von hier aus kann man die berühmten Wasserflugzeuge beim Start und bei der Landung beobachten. Der Canada Place zählt ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten in Vancouver: Das Gebäude mit den markanten Segeln an den Seiten wurde ursprünglich als Pavillon für die Expo 1986 errichtet und beherbergt heute ein Messe- und Kongresszentrum, ein Kino und ein Hotel.
Sehenswürdigkeiten in North Vancouver
Auf der anderen Seite des Burrard Inlets befindet sich die Gemeinde North Vancouver, die zum Bezirk Metro Vancouver gehört und unbedingt einen Besuch wert ist. Zu erreichen ist sie vom Stadtzentrum mit dem Auto oder dem Bus über die Lions Gate Bridge – oder aber man nimmt die Personenfähre SeaBus von der Station Waterfront aus.
Capilano Suspension Bridge: Abhängen auf 70 Metern
Hier wartet eine der ältesten und beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Vancouver: die Capilano Suspension Bridge – eine frei schwingende, 136 Meter lange Hängebrücke. Sie führt in 70 Metern Höhe über den Capilano Canyon und wenn man sie betritt, kann es schon ein bisschen wackeln. Auf der Brücke hat man einen tollen Ausblick auf den wunderschönen Kiefernwald, der den Capilano River unter einem auf beiden Seiten säumt. Es lohnt sich, ein bisschen mehr Zeit mitzubringen, denn das Parkgelände rundherum bietet tolle Wanderwege sowie einen Cliffwalk – das sind mehrere Gelände, die in schwindelerregender Höhe an Felsen angebracht wurden.
Lynn Canyon Suspension Bridge: Abhängen geht auch kostenlos
Nicht einmal zehn Kilometer von der Capilano Suspension Bridge entfernt gibt es einen zweite frei schwingende Seilbrücke: Die Lynn Canyon Suspension Bridge ist zwar um einiges kleiner (50 Meter hoch, 48 Meter lang) als ihr bekannteres Pendant, dafür ist sie im Gegensatz zur Capilano Suspension Bridge aber kostenlos begehbar.
Grouse Mountain: noch mal hoch hinaus
Ich habe viele Vancouverites kennen gelernt, die den Grouse Mountain regelmäßig erklimmen: Der 1231 Meter hohe Hausberg der Metropole steht in North Vancouver und ist ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter kann man hier Ski und Snowboard fahren, im Sommer den „Grouse Grind“ hinauf laufen – so heißt der 2,9 Kilometer lange Wanderpfad zum Gipfel.
Deep Cove: Wandern und Genießen
Das ehemalige Fischerdorf, das idyllisch an einer Bucht im östlichen Teil von North Vancouver liegt, zählt ebenfalls zu den beliebtesten Ausflugszielen in Vancouver. Bevor man sich zum Beispiel mit einem Eis auf eine der Bänke setzt und aufs Wasser schaut, kann man sich sportlich betätigen: Hier befindet sich nämlich auch ein wirklich schöner und nicht allzu anstrengender Wanderweg. Er führt zum Quarry Rock, von dem aus man eine tolle Aussicht auf Berge, Wald und Meer hat.
Joffre Lakes: Wanderung durchs Feenland
Die Joffre Lakes waren mein absolutes Highlight, was Ausflüge von Vancouver aus anbelangt. Ich muss aber dazu sagen: Es hängt von Deiner Reisedauer und Reiseroute ab, ob es sich für Dich lohnt, den Weg auf Dich zu nehmen. Womöglich kommst Du auf dem Weg weiter nordwärts ohnehin dort vorbei. Die Joffre Lakes befinden sich etwa 30 Kilometer östlich der Ortschaft Pemberton, die Fahrzeit von Vancouver aus beträgt etwa zweieinhalb Stunden. Aber es lohnt sich: Hier liegen, eingerahmt von den Coast Mountains, drei wunderschöne Seen – der Lower Lake, der Middle Lake und der Upper Lake, letzterer auf 1564 Metern Höhe – die durch einen Trail miteinander verbunden sind. In vielen Reiseführern findet diese Wanderung nicht einmal Erwähnung, dabei zählt sie sicher zu den schönsten in ganz British Columbia. Einmal habe ich Fotos der Seen bei Facebook und ein Freund kommentierte treffend: „Diese Landschaft sieht aus, als würden Feen und Elfen dort leben.“
Vancouver Sehenswürdigkeiten: Was tun bei Regen?
- Vancouver Lookout
Den besten Blick auf die Stadt und den Hafen hat man vom Vancouver Lookout, einer Aussichtsplattform im Harbour Centre. Mit der Tageskarte darf man mehrmals hinauf – und es lohnt sich, am Abend, wenn es dunkel ist, noch mal zurückzukehren für einen Blick auf das nächtliche Vancouver.
- Vancouver Art Gallery
Das fünftgrößte Kunstmuseum Nordamerikas befindet sich in der Hornby Street in Downtown Vancouver und hat mehr als 8000 Kunstwerke in seiner permanenten Sammlung, darunter Bilder von Marc Chagall und Emily Carr, eine der bedeutendsten Künstlerinnen Kanadas. Jeden Dienstag von 17 Uhr bis 20 Uhr ist der Eintritt übrigens fast frei: Es wird dann nur eine Spende erwartet.
- Science World
Seit 2005 heißt dieser Ort offiziel TELUS World of Science Vancouver, nach wie vor sagt man in Vancouver „Science World“. Beeindruckend ist das Wissenschaftsmuseum schon von außen: Es befindet sich nämlich in einem kugelförmigen Gebäude am Ende des False Creek. Nachts wird es rot angestrahlt. Science World hat Ausstellungen über unsere Welt und den menschlichen Körper und richtet sich vor allem an Kinder.
- FlyOver Canada
Das ist wirklich ein Erlebnis und zurecht eine der am besten bewerteten Sehenswürdigkeiten in Vancouver. FlyOver Canada ist ein 5-D-Flugsimulator und wer in ihm Platz nimmt, fliegt – wie der Name schon sagt – einmal über Kanada hinweg. Dabei machen die Kinositze die Flugbewegungen mit und man fühlt sich tatsächlich, als würde man fliegen. Sogar Wind, Wasser und Gerüche kann man während der Show wahrnehmen. FlyOver Canada befindet sich im weiter oben schon erwähnten Canada Place. Der Flug dauert etwa 25 Minuten.
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