Zuletzt aktualisiert am 1. September 2022 um 6:11
„Alles ist vergänglich.“ und „Das Leben ist hier und jetzt.“ Mit Buddhas Weisheiten im Kopf flaniere ich durch die Altstadt von Chiang Mai in Thailand, von Tempel zu Tempel zu Tempel. Eine Geschichte. Im Anschluss: Infos und Reisetipps für deinen Aufenthalt in der thailändischen Stadt, die den Beinamen „Rose des Nordens“ trägt.
Unterwegs in Chiang Mai in Thailand: Eine Geschichte
Etwa 200 Tempel gibt es in Chiang Mai in Thailand. In der Altstadt geht man keine zehn Schritte, schon ragt wieder eine goldene Pagode in den Himmel, steht wieder ein verziertes Holztor zu heiligen Hallen weit offen, thront wieder ein überlebensgroßer Buddha über den Dächern des Viertels.
Vorgestern Nacht bin ich in der Stadt im Norden von Thailand angekommen, den zweiten Tag in Folge stromere ich nun schon allein durch ihre Straßen.
„Mein“ Tempel in Chiang Mai
Und mache, inzwischen routiniert, etwa dreimal pro Stunde das hier: einen Tempel erblicken, den Sarong aus meinem Stoffbeutel kramen, ihn um meine Schultern legen, meine Flipflops unten an der Treppe abstreifen, mich vor den Altar knien und Buddha betrachten. Mein Lieblingsbuddha in Chiang Mai – ich hab längst einen auserkoren – sitzt im Wat Umongmahatheratchan, einem kleinen, unscheinbaren Tempel nicht weit weg von meinem Hostel. Je dichter man an ihn herantritt, umso mehr verwandelt sich sein gleichmütiges Lächeln in ein schelmisches Grinsen. Jedenfalls bilde ich mir das ein. „Guck nicht so ernst“, scheint er zu mir zu sagen, „sei nicht so streng mit dir.“
Auf meinem Weg von Tempel zu Tempel sinniere ich über den Buddhismus. Alles ist vergänglich, betonen die Buddhisten, das Gute wie das Schlechte, alles Leid und alles Schöne, jede Beziehung und jedes Gefühl. Und der Mensch leidet, weil er trotzdem nicht loslässt, weil er mit aller Macht festhalten will, was seiner Natur nach vorübergehend ist.
Ich kenne da eine, denke ich milde in mich hinein grinsend, die ist Profi darin. Die haut sich die immergleichen Gedanken, den ganz uralten Scheiß gnadenlos um die Ohren, hundert Mal, tausend Mal, immer wieder, jahrelang. Nun. Sie arbeitet daran.
„Das Leben ist hier und jetzt“, auch das sagen die Buddhisten und immerhin: Hier und jetzt ist alles gut. „Jetzt“ ist nicht Alltag und „hier“ ist nicht Hamburg, es ist nicht kalt draußen, es regnet nicht, es ist kein Sonntag im Herbst, an dem niemand anruft und man selber auch niemanden anrufen will.
Chiang Mai Erfahrungen: Buddha überall und guter Rat an jeder Ecke
Stattdessen laufe ich durch Chiang Mai, empfänglich für all seinen Frieden und Liebreiz: das helle Klingen der Windspiele. Den Glanz der Pagoden und Tempeldächer im Sonnenlicht. Die Blumen überall. Die glückskeksartigen Sinnsprüche, die auf Thai und auf Englisch an jedem zweiten Baum in Tempelnähe befestigt sind, „Love is everywhere“, steht auf einem, „Don’t brood over the past“ auf einem anderen. Oder den Mönch, der im Wat Phan Ohn hingebungsvoll die Umrandung der Pagode putzt, während sakraler Gesang aus den Boxen dringt. Ich sitze selig im großzügig angelegten Hof des Tempels und esse eine Schale „Sticky Rice with Mango“, als mir seine orangefarbene Robe zwischen der goldgelben Chedi und warmroten Mauern entgegenleuchtet.
Alles hier kommt mir vor wie eine Einladung: Komm her, schau dich um, egal, was dir im Kopf herumgeht, egal, wie du dich fühlst, du bist gut, so wie du bist, du bist richtig hier. Ich nehme sie dankend an. Und schick sie in Gedanken weiter. Nach Hause, nach Hamburg. Für diese Sonntage im Herbst.
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Chiang Mai in Thailand: Infos für deine Reise
Chiang Mai liegt im bergigen Norden von Thailand. Ein Blick auf die Karte verrät: Einen Strand hat Chiang Mai nicht, es gibt auch keinen, den man für einen Tagesausflug erreichen kann, denn die Stadt liegt recht weit vom Meer entfernt. Wer seinen Urlaub in Thailand also ausschließlich am Strand verbringen will, ist in Chiang Mai leider falsch.
Sehenswürdigkeiten: Von Tempel zu Tempel
Dafür ist sie der größte und kulturell bedeutendste Ort in der Region und hat entsprechend viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wegen ihrer vielen Tempel kommt Chiang Mai in Thailand eine besondere Bedeutung zu: Wie oben schon erwähnt, gibt es fast 200 Tempel hier, die meisten von ihnen stehen in der Altstadt. Die heiligen Stätten machen die Altstadt von Chiang Mai im Ganzen zu einer Sehenswürdigkeit, einige Tempel sind aber besonders bemerkenswert. Zu ihnen zählen:
- Wat Chedi Luang: ein Königlicher Tempel dritter Klasse, der im 15. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Sein Chedi wurde bei einem Erdbeben im Jahr 1545 zerstört. Treppen führen zu der riesigen Ruine hinauf. Die Anlage beherbergte vor dem Erdbeben den Smaragdbuddha, der heute im Königspalast in Bangkok aufbewahrt wird. Im Wat Chedi Luang gibt es seit 1995 einen nachgestellten Buddha aus schwarzer Jade zu bestaunen, den die Einheimischen „Phra Yok“ nennen.
- Wat Phra Singh: ein Königlicher Tempel erster Klasse. Auch er beherbergt eine besonders bedeutende Buddha-Statue – Phra Phuttha Sihing –, deren genaue Herkunft ungewiss ist.
- Wat Chiang Man (das ist die Tempelanlage auf dem Beitragsbild ganz oben): Er wurde 1297 als erster Tempel in Chiang Mai gebaut. Besonders toll ist der Chedi Chang Lom („von Elefanten geschützter Chedi“) mit seinen 15 Steinelefanten am Sockel. In einer geschützten Ecke befinden sich außerdem ein 10 Zentimeter hoher Bergkristall-Buddha („Phra Setang Khamani“) und ein 30 Zentimeter hoher „schreitender Buddha“ (Phra-Sila-Statue) aus dem 8. Jahrhundert. Von beiden Figuren glauben die Einheimischen, dass sie ihre Stadt beschützen.
- Wat Umong: Er ist etwa 700 Jahre alt und liegt wunderschön etwas abseits mitten im Wald. Hier gibt es einen Tunnel mit buddhistischen Bildnissen und einen See mit Fischen und Schildkröten.
- Wat Phra That Doi Suthep: Er gehört sicher zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Chiang Mai. Auch dieser Königliche Tempel zweiter Klasse liegt nicht in der Altstadt, sondern etwa 15 Kilometer vom Zentrum entfernt am Hang des Berges Doi Suthep. Man erreicht ihn über eine lange Treppe, deren Geländer wie Schlangen aussehen. Im Zentrum der großen Anlage stehen ein goldener Chedi, ein Zeremonieschirm und rundherum etliche Buddhafiguren. Von hier oben hat man einen sagenhaften Ausblick auf Chiang Mai.
Wer sich näher für die heiligen Stätten interessiert, dem empfehle ich diesen Beitrag über Tempel in Chiang Mai von homeiswhereyourbagis.com.
Weitere Highlights und Ausflüge in Chiang Mai
Sehenswert neben den vielen buddhistischen Tempeln ist auch die Stadtmauer, deren Tore und Zitadellen gut erhalten oder restauriert wurden. Hier gibt es auch einen Wassergraben.
Einen Besuch wert ist außerdem der kleine City Park (Buak Hard Public City Park) im äußersten Südwesten der Altstadt. Nicht entgehen lassen sollten sich Reisende die Night Markets in Chiang Mai, etwa den „Sunday Night Market“ von 16 bis 0 Uhr in der „Walking Street“. Aber Achtung, hier wird’s voll! Es gibt auch einen etwas kleineren „Saturday Night Market“ in der Wua Lai Road, von 17 bis 22 Uhr. Auf beiden gibt es unzählige Stände mit leckerem Essen, Kleidung und Souvenirs. Ausführliche Infos über die Nachtmärkte von Chiang Mai mit tollen Fotos gibt es auf diesem englischsprachigen Blog.
Für einen Ausflug von Chiang Mai bietet sich eine Fahrt zum Grand Canyon bzw. Han Dong Canyon an. Diesen Steinbruch in der Nähe von Han Dong (etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt) hat man irgendwann einfach sich selbst überlassen, heute füllen Grund- und Regenwasser ihn. Hier kann man sogar schwimmen und paddeln – ideal für alle, die in Chiang Mai den Strand vermissen. Genaue Infos über den Canyon gibt es hier.
Außerdem kann man von Chiang Mai aus eine Tagestour zum Elephant Nature Park machen. Der Elephant Nature Park befindet sich ca. eine Autostunde nördlich der Stadt, er ist eine Elefantenauffangstation, die Elefanten aus der Gefangenschaft befreit und sich um die misshandelten und verletzten Tiere kümmert. Besucher dürfen beim Füttern und Baden helfen, geritten werden die Tiere selbstverständlich nicht. Ich habe den Elephant Nature Park auch besucht. Über meine Erfahrungen im Park und meine Gedanken zum Thema „Elefanten und Tourismus“ habe ich hier auf dem Blog ausführlich geschrieben.
Die Einwohner
Chiang Mai hat laut dieser aktuellen Quelle etwa 128.000 Einwohner und ist damit natürlich um ein Vielfaches kleiner und beschaulicher als die thailändische Hauptstadt Bangkok. Voll und wuselig kann es hier trotzdem werden, weil die Bevölkerungsdichte sehr hoch ist. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Einwohner von Chiang Mai sind mittlerweile Digitale Nomaden, die zum Arbeiten nur ihren Laptop und schnelles Internet brauchen. Wie viele westliche Selbstständige sich über mehrere Monate im Jahr oder dauerhaft in Chiang Mai niederlassen, konnte ich nicht herausfinden, auf jeden Fall ist die Stadt im Norden von Thailand offenbar bestens für Digitale Nomaden geeignet.
(Regelmäßig) anstehende Ereignisse in Chiang Mai
Jedes Jahr steigen in Chiang Mai tolle Festivals und womöglich bist du genau in dieser Zeit vor Ort.
- Das Chiang Mai Flower Festival findet immer am ersten Februarwochenende statt und dauert drei Tage.
- Songkran Mit diesem Fest wird Mitte Aprildas thailändische Neujahr im ganzen Land willkommen geheißen, in Chiang Mai wird es besonders groß gefeiert. Es gibt Paraden und viel Unterhaltung – und teils heftige Wasserschlachten auf den Straßen, die zugegebenermaßen nicht jedermanns Sache sind.
- Loi Krathong Bei diesem Festival, das nach unserem Kalender meist auf den November fällt, wird die Göttin des Wassers verehrt. Die Menschen setzen kleine Bananenblatt-Boote gefüllt mit Blumen und Kerzen ins Wasser. Außerdem findet speziell in Nordthailand davor oder gleichzeitig das Yi Peng-Festival statt, bei dem man Himmelslaternen steigen lässt. Obwohl es sich um zwei eigenständige Feste handelt, fassen viele sie unter dem Begriff Lichterfest zusammen. Einen tollen Beitrag zu beiden Festen gibt es auf dem Blog myroad.de. Auch die Autoren von vakuya.com haben sie besucht und darüber auf ihrem Blog geschrieben.
Aktuelle Veranstaltungen
Du hast eine Reise nach Chiang Mai geplant und fragst Dich, welche Events, Feste und Ereignisse ganz aktuell anstehen? Schau mal in diesen Veranstaltungskalender, vielleicht findest du dort etwas Passendes.
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Das ist ja ein schöner Beitrag,der richtig Fernweh aufkommen läßt…!Einmal lesen reicht gar nicht.
Danke, freut mich.
Hi Susanne,
wunderbar geschrieben. Du schenkst mir Reisefeeling pur und die typische südostasiatische Gelassenheit ist geradezu spürbar. Danke dir dafür und noch eine schöne Zeit!
Liebe Grüße,
Mad
Hi Mad, lieben Dank! (Wobei ich inzwischen wieder den Hamburger Regen hab.)
Wahnsinn, ich war 1994 und 1998 in Thailand und habe unter anderem auch Chiang Mai besucht. Natürlich war der Besuch des Wat Doi Suthep obligatorisch- Als ich da war, hat ein junges europäisches Paar eine Trauung vornehmen lassen. Beeindruckend war natürlich die lange Treppe mit den Nagas. Wenn ich so Deinen interessanten Bericht lese, denke ich, in Chiang Mai sind die Uhren fast stehen geblieben im Vergleich zu vielen anderen Gebieten in Thailand. Macht auf jeden Fall Lust, mal wieder die weniger touristischen Gebiete Thailands zu bereisen!
Schöne Grüße, Jan
Freut mich, wenn er dir gefällt. Meine Reise dorthin ist aber auch schon wieder einige Jahre her. Damals lebten aber schon sehr viele Expats dort. Möglicherweise seit Corona nicht mehr.