Zuletzt aktualisiert am 27. Januar 2023 um 10:13
Natürlich habe ich während meiner Reise durch Indien Sehenswürdigkeiten besucht – zwar nur einen Bruchteil der unzähligen Attraktionen, die dieses Land zu bieten hat, doch sie alle haben Eindruck hinterlassen. Die schönsten waren für mich die folgenden: (Auf Einladung*)
Indien Sehenswürdigkeiten: Masse und Klasse
Indien ist bunt, vielseitig, überraschend und fordernd – und sicher macht auch seine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, ob bekannt oder unbekannt, das Land zu etwas ganz Besonderem.
Wenn man einmal „Indien Sehenswürdigkeiten“ bei Google eingibt, wird man fast erschlagen von der Masse an UNESCO-Weltkulturerbestätten, Nationalparks, Tempeln, Burgen, Grabmalen und anderen Bauwerken aus längst vergangenen Zeiten, die in allen Landesteilen stehen, Tourist:innen anziehen und allesamt ein Referat wert wären. Und wer in Indien Sehenswürdigkeiten bereisen will – und zwar alle von Nord- nach Südindien, am besten mit dem Zug –, der wird wohl einige Monate, wenn nicht Jahre, damit beschäftigt sein.
Zumindest einige dieser Stätten habe ich mir angeschaut, als ich zum „International Buddhist Conclave“ nach Delhi reisen durfte. Zusammen mit fast 300 anderen JournalistInnen, Mönchen und ReiseveranstalterInnen aus der ganzen Welt habe ich von Delhi aus bedeutende buddhistische Pilgerorte und Sehenswürdigkeiten im Norden Indiens besucht und bin außerhalb des offiziellen Programms auch privat zu einer Reihe von Attraktionen aufgebrochen. Die folgende Orte haben mich am meisten beeindruckt, ihre Platzierungen sind dabei aber nicht als Bewertungen zu verstehen.
Indien Sehenswürdigkeiten: Reise auf Buddhas Spuren
Mit der internationalen Gruppe habe ich drei buddhistische Stätten besichtigt, sie heißen Bodhgaya, Sarnath und Nalanda. Alle drei waren für uns Orte der Ruhe und Besinnlichkeit inmitten des Gewusels, das uns während unserer Reise durch Indien so häufig umgab. Ich habe auf dem Blog schon einmal ausführlich von diesen drei Pilgerorten erzählt. Hier noch mal ein kurzer Überblick:
Bodhi-Baum und Mahabodhi-Tempel in Bodhgaya
Im Norden Indiens soll sich Siddhartha Gautama nach Jahren der Askese zum Meditieren unter einer Pappelfeige, dem Bodhi-Tree, niedergelassen haben und „erwacht“, also von allen negativen Emotionen befreit worden sein. In der kleinen Stadt Bodhgaya im Bundesstaat Bihar, heißt es, ragt heute der fünfte Nachfolger eben jener Pappelfeige in den Himmel. Der Baum ist eingezäunt und steht auf einem sehr gepflegten Gelände mit vielen kleinen Stupas rundherum. Eine mindestens genau so beeindruckende Stätte ist der Mahabodhi-Tempel gleich nebenan, der aus dem zweiten Jahrhundert stammt und an Buddhas Erwachen erinnern soll.
Der Stupa von Sarnath: Buddhas erste Predigt
In Sarnath, einem Ort nahe Varanasi im Bundesstaat Uttar Pradesh, tat sich der Erwachte dann der Legende nach mit fünf Schülern zusammen und machte seine Lehre zum allerersten Mal bekannt. Den genauen Ort seiner ersten Predigt markiert heute der Stupa von Sarnath. Er steht in einer Parkanlage, umgeben von den Resten anderer Stupas, Klöstern und Säulen und ist auch als „Dhamek Stupa“ bekannt.
Die buddhistische Universität von Nalanda
Vom fünften bis zum zwölften Jahrhundert sollen hier mehr als 10.000 Studenten von mehr als 1000 Professoren Buddhas Weisheiten gelernt haben. Damit war die buddhistische Universität von Nalanda das größte Lehrzentrum seiner Zeit. Sehenswert ist die Anlage – heute eine Ruinenstadt – im indischen Bundesstaat Bihar immer noch. Man kann ihr Ausmaß gut erkennen und sogar die alten Zimmer der Studierenden betreten.
Indien Sehenswürdigkeiten: Wahrzeichen Taj Mahal
Wenn eine Sehenswürdigkeit Indiens eigentlich keine weitere Erwähnung braucht, ist es wohl der Taj Mahal. Geschichten zur Entstehung und zum Wesen des Bauwerks in Agra sind hinlänglich bekannt; ich spare sie mir an dieser Stelle und erzähle ausschließlich von meinen persönlichen Eindrücken.
Das Mausoleum steht am Stadtrand von Agra, ein paar Autostunden südlich von Delhi. Ein Tagesausflug von der Hauptstadt mit einem privaten Fahrer ist möglich. So habe ich es, gemeinsam mit zwei Kollegen, auch gemacht. Wegen Staus in Delhi kamen wir erst am Nachmittag in Agra an, was sich am Ende aber als glücklicher Umstand herausstellte. Am späten Nachmittag werden die Temperaturen nämlich erträglicher und das Licht legt sich wie ein Weichzeichner über die Szenerie. Es schieben sich zwar auch um diese Zeit noch Menschenmassen durch das Eingangsportal, die von Ordnern zurückgepfiffen werden. Hat man den Taj Mahal aber erst einmal erreicht, gibt es genug Platz und Ausweichmöglichkeiten und man kann ihn in Ruhe umrunden. Von den umstehenden Gebäuden und ihren Torbögen aus bieten sich die schönsten Anblicke.
Und wie ist er nun, der Taj Mahal? Kein Wunder, dass er für viele Reisende, die in Indien Sehenswürdigkeiten besucht haben, unangefochten auf Platz eins steht. Das Gebäude ist wirklich wundervoll anzusehen, wie es sich aus der Ferne mächtig, weiß und symmetrisch vom Himmel absetzt. Von Nahem habe ich mich fest geguckt an den Koraninschriften und den schwungvollen, feinen Blumenbemalungen und -reliefs.
Indien Sehenswürdigkeiten in Varanasi
Varanasi, die heilige Stadt der Hinduisten am Ganges, hat mich völlig überwältigt. Menschen, Tuk-Tuks, Wagen, Kühe, Fahrräder, Gehupe, Geschrei und Gestank: Noch nie war ich auf einer Reise von so vielen Eindrücke gleichzeitig umgeben. Selbst jetzt, da ich seit einigen Monaten in Kathmandu lebe, erscheint mir Varanasi wie eine andere Welt. Zwar geht es auch in Nepals Hauptstadt vielerorts nicht gerade ruhig und entspannt zu, an die Zustände in Varanasi kommt der Trubel in Kathmandu aber nicht heran.
Dennoch kann ich die Faszination nachvollziehen, die Varanasi auf viele Menschen ausübt, die immer wieder nach Indien reisen – nicht zuletzt wegen der einzigartigen Rituale, die sich hier tagtäglich am Ufer des Ganges abspielen.
Dashashwamedh Ghat: Die Anbetung des Ganges
Der heilige Fluss kommt Hindus einer Göttin gleich. Jeden Abend, wenn die Sonne untergeht, findet deshalb „Mutter Ganga“ zu Ehren ein 45-minütiges Ritual am Dashashwamedh Ghat namens „Ganga Aarti“ statt, dem Hunderte Einwohner und Touristen beiwohnen. Am Flussufer wird gesungen und getrommelt, es werden Räucherstäbchen und Feuerlampen geschwenkt. Das Ganze ist wirklich ein unvergessliches Erlebnis und gehört zu meinen schönsten Momenten auf Reisen.
Manikarnika Ghat: Begegnung mit dem Tod
Bei diesem Ort von „Sehenswürdigkeit“ zu sprechen, mag etwas makaber wirken, aber das Manikarnika Ghat in Varanasi ist nicht nur eine der ältesten, sondern auch eine der heiligsten Treppen („Ghats“) hinab zum Ganges und damit einer der heiligsten Orte in ganz Indien. Hier werden die Leichen von Gläubigen, die am Ende ihres Lebens nach Varanasi reisen, nach hinduistischer Tradition verbrannt und die Überreste dem Heiligen Fluss übergeben. Die Leichen sind in Stoffe gehüllt und das Fotografieren der Einäscherung aus der Nähe ist verboten. Über das Manikarnika Ghat und den Ganges habe ich auch hier schon geschrieben.
Indien Sehenswürdigkeiten in Madhya Pradesh
Nachdem wir im Rahmen des „International Buddhist Conclave“ durch die Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar gefahren waren, konnten wir an den verbleibenden Tage in Indien in eine Region unserer Wahl reisen. Ich hatte mich für Madhya Pradesh entschieden und lernte dort zwei weitere großartige Sehenswürdigkeiten kennen, von denen ich vor meiner Reise noch nie gehört hatte.
Die Paläste und Tempel von Orchha
In der kleinen mittelalterlichen Stadt Orchha stehen, nahe dem Fluss Betwa, Paläste und Tempel aus dem 16. Jahrhundert und 17. Jahrhundert. Sie alle wurden von der Bundela-Dynastie erbaut. Das prominenteste Bauwerk ist der Raja Mahal, ein Fürstenpalast mit unzähligen Zimmern und Wandmalereien.
Am schönsten aber fand ich den Jahangir Mahal, ein Anbau aus dem 17. Jahrhundert. Der dreistöckige Palast wurde dem Mogulherrscher Jahangir zu Ehren anlässlich seines ersten Besuchs in Orchha errichtet.
Er hat – obwohl er insgesamt gut erhalten und mit seinen Balkonen, Kuppeln, Pavillions und Schnitzereien überaus opulent ist – etwas faszinierend Morbides.
Nicht weit weg von den Fürstenpalästen erhebt sich der Chaturbhuj-Tempel, der wie eine Mischung aus Burg, Tempel und Palast aussieht und dem Hindu-Gott Rama, einer Inkarnation von Vishnu, geweiht ist.
Tipp: Abends gibt es vor dieser einmaligen Kulisse eine „Sound-and-Light-Show“ in englischer Sprache, die die Geschichte Orchhas und ihrer Bauwerke erzählt und sich durchaus lohnt.
Die Tempel von Khajuraho
Der Tempelbezirk von Khajuraho, einer Stadt etwa 200 Kilometer südöstlich von Orchha, wurde von den Herrschern der Chandella-Dynastie gebaut und ist viel älter als alle bisher genannten Sehenswürdigkeiten. Er wurde ab dem Jahr 950 gebaut und ist damit sogar noch älter als die Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha. Die Tempel sind Hindu- und Jain-Gottheiten geweiht und der Bau hat mehr als einhundert Jahre gedauert.
Mich hat die Geschichte des Tempelbezirks in Khajuraho erstaunt: Nachdem die Chandella-Könige an Macht verloren hatten und Khajuraho ab dem 12. Jahrhundert in der Bedeutungslosigkeit verschwand, gerieten auch die damals 85 Bauwerke in der Gegend in Vergessenheit. Der Tempelbezirk wuchs buchstäblich zu und blieb deswegen während der islamischen Machtübernahme unentdeckt und von Zerstörung verschont. Erst in den 1830er Jahren stießen die Briten im Dschungel auf die Anlage und legten sie wieder frei. Etwa 25 Tempel auf einer Fläche von sechs Quadratkilometern sind in Khajuraho erhalten geblieben.
Weltweit berühmt ist der Tempelbezirk von Khajuraho aber nicht wegen seiner Geschichte, sondern wegen seiner erotischen Skulpturen, auch wenn diese eigentlich nur zehn Prozent aller Figuren ausmachen, während der Rest von ihnen Gottheiten und Alltagssituationen zeigt.
Es muss hier dennoch Abertausende freizügige Skulpturen geben. Die Außenwände einiger Tempel bestehen fast ausschließlich aus ihnen. Nackte, lasziv posierende Frauen sind die harmlosesten Figuren, ansonsten bekommt man hier wirklich alles zu sehen – von Oralverkehr über Gruppensex bis hin zu Sodomie, alles unfassbar detaillreich und gut erhalten.
Man verlässt die Tempel – Khajuraho ist übrigens UNESCO-Weltkulturerbestätte – mit allerhand Fotos und staunt noch lange nach seinem Besuch, was in Indien im 10. Jahrhundert schon so alles möglich war – sowohl hinsichtlich gesellschaftlicher Normen als auch in Sachen Architektur und Baukunst. Und wenn das der Fall ist, hat eine Sehenswürdigkeit quasi alles erreicht.
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Meine Highlights befinden sich in Zentralindien und im Norden des Landes. Den Top Sehenswürdigkeiten in Indien von Nord und Süd haben Anna und Sebastian vom Blog reisefroh einen ausführlichen Beitrag gewidmet. Und: Indien-Kenner Florian stellt auf seinem Blog flocutus.de die besten Sehenswürdigkeiten in Indien samt Karte vor.
Viele Reisende konzentrieren sich bei ihrer Reiseplanung auch konkret das „goldenen Dreieck“ im Norden von Indien. Goldenes Dreieck – das ist die Region zwischen Delhi, Jaipur und Agra. Auf sommertage.de gibt es Tipps für eine Reise ins Goldene Dreieck in Indien und seine Sehenswürdigkeiten.
Zu den Bundesstaaten, denen Indien-Reisende weitaus weniger Beachtung schenken, gehören Westbengalen und Sikkim im Nordosten des Landes. Roswitha von „Bruder auf Achse“ hat sie beeist und berichtet hier von der für ihren Tee berühmten Stadt Darjeeling (Westbengalen) und ihren Sehenswürdigkeiten.
Wer sich besonders für Sehenswürdigkeiten in Neu-Delhi interessiert, findet hier Tipps und Infos. Im Falle von Mumbai empfehle ich diesen Beitrag über 10 Highlights in Mumbai.
Hast Du in Indien Sehenswürdigkeiten besucht? Welche waren die Top Highlights Deiner Reise? Erzähl mir davon gern in den Kommentaren!
*Offenlegung: Ich wurde 2016 im Rahmen des „International Buddhist Conclave“ von „Incredible India“ nach Delhi und zur anschließenden Rundreise durch Indien eingeladen.
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Unglaubliche Architektur und sehr gelungene Bilder! Vielen Dank für den lesenswerten Beitrag.
Hi Susanne,
du schreibst sehr schön, anschaulich und informativ, hier über eines der faszinierendsten Länder auf unserem Planeten. Wir leben in Spanien, und auf deinen Blog bin ich über den Namen gestolpert. Wir haben gleich lautende Nachbarn (:-) .
Für uns bemerkenswert: du lebst in Kathmandu. Dort haben wir auf der 3. von insgesamt 8 Reisen auf dem Subkontinent geheiratet. Falls du noch ein längeres Weilchen dort bleibst, kommen wir dich vielleicht mal besuchen, sofern das je in deinem Interesse wäre.
Jedenfalls großes Lob für deine Berichte und den gut gemachten Blog !!
Beste Traveller-Grüße:
Fritz
Hallo Fritz,
Zufälle gibt’s! Ja, ein Weilchen bleibe ich noch hier, es ist noch nicht klar, wann genau ich zurückkehre. Wenn Ihr mal hier seid, sagt gern Bescheid und wir können uns gern auf einen Kaffee oder einen Teller Dal Bhat treffen. Viele Grüße und Dankeschön!